Llandudno
Einmal im Jahr herrscht im Seebad Llandudno in Nordwales Ausnahmezustand: Dann sind die wunderschönen viktorianischen Villen entlang der Promenade mehr als nur Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit und der sonst so friedliche Kurort erwacht während der Llandudno Victorian Extravaganza zum Leben. Mit ihrem prachtvollen Umzug, den herrlichen Kostümen und den aufwendigen Dekorationen erinnert die Extravaganza an die Hochzeit von Llandudno – damals wie heute das größte Seebad in Wales.
Im 19. Jahrhundert, zur Zeit Königin Victorias – im hochgerühmten Viktorianischen Zeitalter – erblühte der Ort in einer Pracht und Schönheit, die wir uns heute trotz all der Überbleibsel kaum vorstellen können. Fliegt man heute zum Urlaub in den Süden, nach Spanien und Italien, so war es damals „en vogue“, die Sommerfrische in Llandudno zu verbringen.
Viktorianisches Leben in Llandudno
Dabei hat sich das Seebad immer sehr stark an den englischen Seebädern entlang der Südküste orientiert. Das erkennt man heute sehr deutlich an den viktorianisch geprägten Stadthäusern, die sich wie Perlen an der Promenade entlang reihen und ihre weißen Fassaden der Sonne und dem Meer entgegenstrecken. Auch der Pier mit seinen Läden, kleinen Kiosken und den Spieleautomaten ist inspiriert von den Seebrücken der Bäder in Brighton, Bournemouth und Co. All das findet dann bei der jährlichen Llandudno Extravaganza seinen Höhepunkt.
In uralten Autos, zu Fuß und mit historischen Kinderwagen flanieren die in prächtige viktorianische Kostüme gekleideten Bewohner über die Promenande, winken den Tausenden zu, die zu diesem Anlass jedes Jahr nach Llandudno kommen und finden in den Straßen der Stadt auf Karussels und Fahrgeschäften Zerstreuung. Das Wort Extravaganza bezeichnet im engsten Sinne ein Stück des amerikanischen Unterhaltungstheaters, also eine Revue, ein Ballett oder ein Musical. Hier aber ist es eher als Parade zu verstehen.
So muss es früher einmal gewesen sein, als die Reichen und Schönen des Landes nach Llandudno kamen, um der Hitze im Innenland zu entkommen und mit der Seebrise um die Nase Erholung zu tanken. Ähnlich farbenfroh und prächtig muss das Treiben auf der Promenade gewesen sein, ähnlich aufwendig die Kleidung und gelöst die Stimmung. Auch Lewis Carroll, der Autor von „Alice im Wunderland“, verbrachte damals seine Ferien in Llandudno.
Er weilte dort in Begleitung der Familie Liddell, deren Tochter Alice ihn zu seiner berühmten Kindergeschichte inspirierte, die heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört. Besucht man heute die Extravaganza, auf der die Männer steife Hüte, die Frauen züchtige Tücher und wallende Röcke tragen, fühlt man sich unweigerlich an die Figuren der Geschichte erinnert, die – jede auf ihre Art – ganz bizarre Gestalten waren, gekleidet in die Gewänder des Viktorianischen Zeitalters.
Ein erlebnisreicher Tag in Llandudno
Llandudno, dessen „Ll“ am Wortanfang als eine Mischung zwischen „kl“ und „chl“ ausgesprochen wird, ist aber kein Ort, der sich nur an der Vergangenheit festhält. Zwar hat das Städtchen keine nennenswerte Industrie – bei einem schweren Sturm im Jahr 1859 wurden sämtliche Hafenanlagen zerstört, die dazu gedacht waren, Llandudno zu einem bedeutenden Hafen für den Kohlehandel und die Fähre nach Irland zu machen – dennoch bemüht man sich hier nach Leibeskräften, Einheimischen und Besuchern etwas zu bieten.
Eingebettet zwischen den beiden Hügelkuppen Great Orme (207 Meter) und Little Orme (141 Meter) und seinen zwei schönen Stränden hat man sich etwas überlegt, um das viktorianische Seebad auch für heutige Besucher interessant zu machen.
So fährt seit 1902 eine Standseilbahn auf den Great Orme, von dem aus Sie einen wunderbaren Blick auf Llandudno und seine Strände haben. Seit 1969 gibt es außerdem eine Seilbahn hinauf. Im sogenannten Happy Valley, in der Nähe der Bodenstation, gibt es neben einem kleinen Park und einem Besucherzentrum auch eine Kunstschnee-Skipiste, die eigentlich so gar nicht in ein Seebad passen möchte, aber von den Briten mit viel Begeisterung genutzt wird. Dort finden auch alljährlich die britischen Kunstschneemeisterschaften statt. Wer solchem Trubel entgehen will, fährt auf der 5 Kilometer langen einspurigen Panoramastraße, dem Marine Drive, um den Great Orme herum. Dafür wird zwar eine Maut-Gebühr von 2,50 Pfund verlangt, doch die vielen Kurven, das Meer und der herrliche Ausblick machen diese Fahrt zu einem echten Erlebnis.
Weitere Sehenswürdigkeiten Llandudno
Llandudno liegt in Conwy County, auf einer kleinen Halbinsel, die in die Irische See hinaus sticht. Hier geht die walisische Westküste in die Nordküste über. Zu sehen und zu erleben gibt es also in der näheren Umgebung von Llandudno so einiges. Nur 10 Minuten Autofahrt von hier liegt zum Beispiel das Städtchen Conwy mit Conwy Castle – einer der Festungen von Edward I. aus dem 13. Jahrhundert – und dem Smallest House in Britain am Conwy Quay. Das Haus mit der roten Fassade, das gerade einmal 1,8 Meter breit und 3 Meter hoch ist, wurde – der Legende zufolge – zuletzt von einem 1,82 Meter hohen Fischer bewohnt. Doch nicht nur deswegen lohnt sich ein Spaziergang durch die schöne Altstadt von Conwy. An jeder Ecke gibt es Historisches zu entdecken.
Folgt man der Nordküste gen Osten, gelangt man nach Chester. Die Stadt, die als eine der am meisten bespukten Städte Großbritanniens gilt und mit ihren Fachwerkhäusern Ausnahmecharakter auf der Insel hat, liegt zwar schon auf englischem Boden, aber das sollte Sie nicht von einem Besuch abhalten. Hier entdecken Sie Überreste aus allen Epochen seit der Römerzeit und hören viele kuriose Geschichten. So war es zum Beispiel lange Zeit noch erlaubt, einen Waliser, den man nach Einbruch der Dunkelheit innerhalb der Stadtmauern sah, mit Pfeil und Bogen zu erschießen. Heute gilt das jedoch glücklicher Weise nicht mehr.
Südlich von Llandudno wartet dann der Snowdonia Nationalpark auf Entdecker, die in der wilden Berglandschanft dem alten Zauber von Wales nachspüren wollen. Statten Sie zuvor der hübschen Universitätsstadt Bangor einen Besuch ab und besichtigen Sie Caernarfon Castle oder die Halbinsel Anglesey mit Beaumaris Castle. In Nordwales gibt es so viel zu sehen!
Anfahrt Llandudno
Verkehrstechnisch liegt Llandudno sehr günstig: Die A55 von Chester führt auf direktem Weg dorthin. Chester wiederum ist sowohl von Liverpool als auch von Manchester aus sehr schnell und einfach zu erreichen. Wenn Sie von Süden aus nach Llandudno fahren, nutzen Sie die A5 und die A470 und verbinden Sie das Nützliche mit dem Schönen, denn die Straßen führen Sie direkt durch das Herz von Snowdonia.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich die Anfahrt nach Llandudno einfach. Von Chester aus gibt es eine Zug-Direktverbindung nach Llandudno. Von Liverpool James Street aus müssen Sie auf der zweistündigen Fahrt ebenfalls nur ein Mal (in Chester) umsteigen. Die Fahrt von Caernarfon nach Llandudno dauert auch eine gute Stunde, wenn Sie den Bus 545 in Richtung Pwllheli nehmen.
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06.10.2023
Tina aus Schweiz
5,0
Llandudno
Ich war im Juli 2023 für eine Woche in Llandudno und habe jeden Tag genossen. Vor Ort kann man einiges erleben, Ausflüge nach Snowdonia unternehmen oder einfach nur gemütlich am Pier oder Strand sitzen und entspannen. Ich freue mich schon auf das nächste mal.