Cardigan Bay

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Cardigan Bay

Cardigan Bay

Vor der Cardigan Bay soll einst das Reich Cantref Gwaelod gelegen haben.

Die Legenden versunkener Städte und Königreiche berühren uns in unserem tiefsten Inneren, bedeuten Sie doch, dass der Mensch den Kampf gegen die Natur verloren hat. Auch die Legende der Cardigan Bay, die Legende von Cantref Gwaelod („The Lowland Hundred“), ist so eine Geschichte, die uns bewegt. Dort, wo sich heute in Südwales die Cardigan Bay mit ihren weißen Sandstränden, ihrem klaren Wasser, in dem sich auch Delphine heimisch fühlen, ihren Seebädern, fruchtbaren Feldern und malerischen Marktflecken erstreckt, soll einst das legendäre Königreich Cantref Gwaelod gelegen haben, ein furchtbares Land zwischen den Inseln Ramsey und Bardsey Island. 20 Meilen soll das untergegangene Reich von der heutigen Küste in das Meer hereingeragt haben.

Das Black Book of Carmarthen, das um 1250 geschrieben wurde und das erste Buch in ausschließlich walisischer Sprache war, erzählt die Legende der Cardigan Bay so, dass die Flut, die das blühende Königreich verschlang, von einem Quellmädchen namens Mereid ausgelöst wurde, die ihre Pflicht vernachlässigte und zuließ, dass ihre Quelle überlief. In der gängigsten Version der Geschichte jedoch ist es Seithenyn, der den wenig schmeichelhaften Beinamen „the Drunkard“ (der Trunkenbold) trug, dem man die Schuld am Untergang des walisischen Atlantis, von Cantref Gwaelod in der Cardigan Bay, gab.

Es heißt, das Königreich habe unterhalb des Meeresspiegels gelegen und um das fruchtbare Land vor der Flut zu schützen, habe man Deiche errichtet. Bei Ebbe öffnete man die Schleusen und ließ die Felder überfluten, was Cantref Gwaelod zu einem wohlhabenden Reich machte. Seithenyn der Trunkenbold jedoch soll die Schleusen im Rausch während der Flut geöffnet haben. Vollends entfesselt stürzte das Meer über das Land herein und verschlang alles und jeden, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. In kürzester Zeit verschluckte die See das Königreich und eroberte das Territorium zurück, das die Menschen ihr in so harter Arbeit abgerungen hatten. Noch heute behaupten die Menschen in der Cardigan Bay, dass die Glocken vom Kirchturm in Caer Wyddno, der einstigen Hauptstadt des untergegangenen Reiches, bei drohender Gefahr läuten würden.

Archäologische Funde in der Cardigan Bay

Bis heute konnte nicht einwandfrei nachgewiesen werden, ob es in der Cardigan Bay wirklich einst ein Königreich gegeben hat, das nun unter den Wellen ruht. Immer wieder wurden jedoch Berichte bekannt, nach denen Seefahrer, Forscher oder Reisende Überreste einer Stadt unter dem Meer gesehen haben wollen. 1770 verkündete der walisische Gelehrte William Owen Pughe, er habe wenige Kilometer vor der Küste versunkene Häuser entdeckt, und 1846 schilderte Samuel Lewis in seinem „Topographical Dictionary of Wales“ Steinmauern und Gänge unter Wasser.

Er erwähnt außerdem, dass man bei Ebbe Steine entdecken könne, die lateinische Innschriften tragen, und dass er dort auf römische Münzen mit den Konterfeis verschiedener römischer Kaiser gestoßen sei. Für alle Besucher der Cardigan Bay sichtbar wurde das nach den dramatischen Stürmen, die die Westküste von Wales im Winter 2013/14 heimsuchten und der Bucht große Mengen Land abtrotzten. Nachdem sich die Stürme gelegt und das Meer beruhigt hatten, entdeckten die Menschen die Überreste eines uralten Waldes, dessen Baumstümpfe ein Alter von 4.500 Jahren aufwiesen.

Der Forest of Borth erstreckte sich in der Bronzezeit über viele Kilometer zwischen Borth und Ynyslas in der Cardigan Bay. Doch der Klimawandel nach dem Ende der letzten Eiszeit führte zum Anstieg des Meeresspiegels und überflutete die einstigen Wälder und damit vermutlich auch die menschlichen Siedlungen. Zwischen den Überresten der uralten Bäume findet sich auch ein Holzsteg, der einen Hinweis darauf liefert, wie die Menschen der Cardigan Bay mit dem steigenden Wasserspiegel zu leben lernten.

Die Cardigan Bay begeistert mit langen Stränden und viel Ruhe.

All diese Funde gesellen sich nun zu den Indizien aus den vergangenen Jahren. Bereits zwei Jahre zuvor hatte man in der Cardigan Bay versteinerte Fußspuren von Menschen und Tieren gefunden, die ebenfalls auf eine Besiedlung der Bucht und eine heute versunkene Siedlung schließen lassen. Die Forscher gehen inzwischen davon aus, dass es sich bei der Legende von Cardigan Bay um eine vage Erinnerung aus dem kollektiven Gedächtnis handelt.

So mag es hier zu einer dramatischen Überschwemmung gekommen sein, als die Gletschermassen zum Ende der letzten Eiszeit abschmolzen und der Meeresspiegel drastisch anstieg. Solche und ähnliche Legenden finden sich in fast jeder alten Kultur wieder und vor allem in der keltischen Mythologie kehrt das Motiv der untergegangenen Stadt bzw. des untergegangenen Königreichs immer wieder. Etwas südlich von Cardigan Bay, vor Cornwall, soll so zum Beispiel einst das sagenhafte Königreich Lyonesse gelegen haben, das ebenfalls vom Meer verschlungen wurde.

Weitere Sehenswürdigkeiten Cardigan Bay

Auch die Universitätsstadt Aberystwyth schmiegt sich in die Cardigan Bay.

Vom untergegangenen Reich Cantref Gwaelod ist heute in der Cardigan Bay natürlich nichts mehr zu sehen, doch ein Besuch lohnt sich dennoch. Die Bucht erstreckt sich über eine Länge von knapp 100 Kilometern und über eine Breite von etwa 50 Kilometern und hat neben langen, weißen Sandstränden, türkisblauem Wasser und malerischen Seebädern – darunter auch die Universitätsstadt Aberystwyth – viel fruchtbares Farmland, hübsche Dörfer und den bedeutenden Hafen von Cardigan zu bieten. Zeitweilig war die Werftindustrie in Cardigan sogar bedeutsamer als der Hafen von Cardiff, der walisischen Hauptstadt.

In der Nähe warten der Snowdonia Nationalpark, Beddgelert, Harlech Castle und das hübsche Fischerdorf Porthmadog mit weiteren Sehenswürdigkeiten auf. Ein Erlebnis der besonderen Art ist ein Besuch in Portmeirion, einem künstlich geschaffenen Dorf im italienischen Stil, das mit seinen kunterbunten klassizistischen Fassaden und den ungewöhnlichen Gartenkonstruktionen gar nicht so recht nach Wales passen will.

Anreise Cardigan Bay

Die Cardigan Bay erstreckt sich zwischen Porthmadog und Cardigan an der Westküste von Südengland. Von Norden kommend folgen Sie dem Verlauf der Bucht zunächst auf der A496 und dann auf der A493 in Richtung Süden. Rings um die hübsche Universitätsstadt Aberystwyth gibt es dann mehrere größere Straßen, die Sie nutzen können, um der Cardigan Bay zu folgen. Die A487 bringt Sie dann direkt nach Cardigan, am südlichen Ende der Bucht.

Der Cardigan Bay am nächsten liegt der Flughafen von Cardiff, aber auch von Bristol, Liverpool, Birmingham und Manchester aus erreichen Sie die Bucht zügig.



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