St. Kilda

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St. Kilda

St. Kilda

Dort, wo einst Menschen lebten, finden sich heute auf St. Kilda nur noch leere Ruinen.

St. Kilda ist ganz ohne Zweifel Britanniens einsamste Insel, ein Ort so weit weg vom Rest der Welt, so abgelegen, so vergessen, dass es jeden Besucher im tiefsten Herzen berührt. Die Insel am Rand der Welt hat so schon Künstler, Musiker und Filmemacher inspiriert. Sie alle konnten sich der Melancholie dieses Ortes nicht entziehen, der so symbolisch für das zu sein scheint, was überall in den schottischen Highlands und auf den Inseln vor Schottland geschieht: Entvölkerung, das Sterben von Kultur, Tradition und Erinnerung. Die Geschichte von St. Kilda ist exemplarisch dafür.

Jahrtausendelang lebten die Menschen hier in größter Isolation: Die Inselgruppe mit Namen St. Kilda liegt etwa 100 Kilometer westlich von Lewis and Harris im Atlantik, ein kleiner schutzloser Punkt auf der Landkarte, ein Flecken, den man leicht übersehen kann. Bis ins 17. Jahrhundert hinein bedeutete der Besuch anderer bewohnter Regionen – oder gar des Festlands von Schottland – tagelange, sehr anstrengende Fahrten in offenen Langbooten, die den Urgewalten des Atlantiks nichts entgegenzusetzen hatten als die Armkraft ihrer Ruderer. Im Herbst und Winter war an eine solche Passage nicht einmal zu denken. Heute erscheint das ein unfassbares Wagnis, wenn man sieht, wie sich manchmal bis zu 12 Meter hohe Wellen in der Village Bay brechen und mit beinahe unverminderter Kraft auf das Ufer zurollen. Die Menschen blieben also in der Regel, wo sie waren: auf St. Kilda.

St. Kilda – Insel am Ende der Welt

Bei gutem Wetter können Sie St. Kilda von North Uist aus in der Ferne ausmachen.

Der christliche Name, den die Inselgruppe heute trägt, trügt jedoch mit großer Sicherheit. Die Forscher, die von St. Kilda ebenso fasziniert sind wie die seltenen Besucher, die sich hierher verirren, glauben heute, dass die Insel ursprünglich „sunt kelda“ genannt wurde, was im Norwegischen „süßes Brunnenwasser“ heißt und sich vielleicht auf die Quelle Childa bezieht, die auf Hirta entspringt, der Hauptinsel der Gruppe.

Der Theorien gibt es viele, doch es ist beinahe sicher, dass damit kein Heiliger gemeint war, der die wenigen Einwohner – ihre Zahl überstieg nur selten die 150 – missionierte (auch wenn das sicher eine ehrenvolle Aufgabe für einen christlichen Missionar gewesen wäre). Stattdessen vermutet man, dass der Ursprung dieses Namens noch viel weiter in der Vergangenheit liegt und vielleicht ein keltisches Wort für „Finsternis“ oder „Tod“ war. Wer möchte es den Forschern verübeln, die das spekulieren, wenn man das Gefühl hat, auf St. Kilda am Ende der Welt angekommen zu sein?

Fluchtort des Bonnie Prince Charlie

Wie abgeschieden St. Kilda in der Vergangenheit war, wird in dieser Episode deutlich, die man sich seit 1746 erzählt, als die Schotten den Engländern in der Schlacht bei Culloden unterlagen: Es hieß damals, der geschlagene Thronanwärter, Prince Charles Edward Stuart (Bonnie Prince Charlie), sei nach St. Kilda geflohen, um sich hier vor den englischen Verfolgern zu verbergen. Als ein Expeditionstrupp die Insel erreichte, lag sie jedoch vollkommen leer da. Nach und nach jedoch zeigten sich einzelne Bewohner und es stellte sich heraus, dass sie sich aus Angst vor Piraten in den Höhlen an der Westküste verborgen hatten.

Zu Bonnie Prince Charles befragt, konnten sie weder mit seinem Namen noch mit dem Namen von George II. etwas anfangen – obwohl beide Britannien über Jahre hinweg in Atem gehalten hatten. Die Kommunikation lief damals nämlich hauptsächlich über Signalfeuer mit vorbeifahrenden Schiffen ab. Später entwickelte man auf St. Kilda ein Postboot: ein Holzstück in Form eines Bootes, das an einer Schwimmblase aus Schafshaut befestigt und ins Meer geworfen wurde – und mit etwas Glück an der schottischen Westküste oder in Norwegen angespült wurde. Und so hätten die Menschen von St. Kilda wahrscheinlich noch ewig isoliert leben können, ohne etwas von den Veränderungen in der Welt mitzubekommen, ein in sich geschlossener Mikrokosmos, der eine Zeit konserviert, die es eigentlich schon gar nicht mehr gibt.

Das tragische Ende vom Leben auf St. Kilda

Doch es kam anders. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebten auf St. Kilda gerade einmal 100 Menschen, Krankheiten, die von Schiffen mitgebracht wurden, Cholera und Pocken, hatten viele Menschen das Leben gekostet. Diese 100 Verbliebenen jedoch behaupteten sich wacker. Aber das Leben auf St. Kilda war hart und 1851 emigrierten 36 von ihnen voller Hoffnung auf ein besseres Leben nach Australien. Mit weniger als 70 Menschen war es den Bewohnern von St. Kilda beinahe unmöglich, das Leben auf der Insel aufrecht zu erhalten. Nie wieder sollten sie sich von diesem Verlust erholen. Im Ersten Weltkrieg dann wurde auf der Hauptinsel Hirta eine Signalstation errichtet, die dafür sorgte, dass St. Kilda nun in ständigem Kontakt mit der Außenwelt war.

Das Leben so fortzuführen, wie es die Vorfahren seit Jahrhunderten getan hatten, schien den Bewohnern nun bald unmöglich. In den 1920ern verließen fast alle jungen Männer St. Kilda und ließen ein kleines Häufchen Menschen zurück, das sich nur noch kurze Zeit gegen Krankheiten und Missernten behaupten konnte. Als im Januar 1930 eine junge Frau an einer Blinddarmentzündung starb, bedeutete dies das Ende vom Leben auf St. Kilda. Die verbliebenen 36 Bewohner wurden auf eigenen Wunsch auf das schottische Festland evakuiert. Sie kehrten nie mehr auf ihre Insel zurück und mussten einen Platz in dieser neuen Welt finden, die gar nichts mit dem gemeinsam hatte, was sie von St. Kilda kannten. Charles Maclean, Autor des Buches „Island on the Edge of the World: The Story of St. Kilda” beschrieb die Evakuierung so:

Die Tradition befolgend ließen die Inselbewohner in jedem Haus eine Bibel und einen kleinen Haufen Hafer zurück, verschlossen alle Türen und gingen um 7 Uhr morgens an Bord der Harebell… Sie sollen während der ganzen Operation fröhlich geblieben sein. Doch als sich der lange Ausleger von Dun dem Horizont näherte und die altbekannten Umrisse der Insel schwanden, wurde die Trennung einer alten Verbindung Wirklichkeit, und die St. Kildaer gaben ihren Tränen nach.

Es gibt wohl nur wenige Menschen, die die Geschichte von St. Kilda kalt lässt. Heute sind die Inseln im Besitz des National Trust for Scotland und können (zum Beispiel von Lewis aus) besucht werden. Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit, in eine Welt, die es so nicht mehr gibt. Es bleibt das nagende Gefühl, das hier etwas verloren gegangen ist, das auf ewig fehlen wird.

Weitere Sehenswürdigkeiten St. Kilda

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass es rings um St. Kilda erst einmal sehr lange nichts mehr gibt. In der Regel wird die Insel in einem Tagesausflug von Lewis aus angesteuert. Ein Boot bringt Abenteuerlustige an den letzten schottischen Außenposten, an den Rand der Welt, auf die einsamste Insel Britanniens.

Anreise St. Kilda

Die Anreise nach St. Kilda ist alles andere als einfach – und wer sich von schwerer See abschrecken lässt, wird die Inseln nur im seltensten Fall sehen. Eine reguläre Verbindung gibt es nicht. Dafür kann man aber von Lewis aus Tagestrips nach St. Kilda unternehmen. Außerdem können Sie von Mallaig oder Oban aus Boote für die Fahrt chartern. Etwa 14 Stunden dauert die Passage von Oban nach St. Kilda. Gelegentlich landen auch Kreuzfahrtschiffe, darunter der National Trust for Scotland Cruise, im Hafen St. Kilda, in Village Bay.



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