Highland Games
In vielen schottischen Highland Communities sind die Highland Games das jährliche Highlight – das gilt für Besucher ebenso wie für Einheimische. Hier können Sie Highland-Kultur in Reinform erleben: Dudelsackspieler, kräftige Männer in Kilts und traditionelle Tänze erfreuen auf mehr als 100 Veranstaltungen im Sommer das Auge.
Die Highland Games haben eine lange Tradition und gehen auf die sogenannten Gatherings der Clans zurück. Man traf sich, besprach politische Angelegenheiten, leistete dem Clanoberhaupt gegenüber den Treueeid und vertrieb sich die Tage mit sportlichen Spielen, wie man sie heute noch bei den Highland Games erleben kann.
Doch sie dienten nicht allein der Belustigung: Schon im 10. Jahrhundert ermittelte so jeder Clan seine stärksten und schnellsten Männer. So heißt es, die Highland Games seien – vermutlich von König Malcom Canmore im 11. Jahrhundert – erstmals ins Leben gerufen worden, um die besten Männer des Landes auszuwählen, die tapfersten Krieger und die schnellsten Botenläufer, die dann in den Kriegshandlungen gegen die Engländer Einsatz finden und ihre Clans vertreten sollten. Ein Clanoberhaupt, das viele starke Männer vorweisen konnte, die sich in den Spielen behaupten konnten, erlangte unter den anderen Chiefs Ansehen und Prestige. Das allein erklärt jedoch noch nicht, warum bei den Highland Games so seltsame Disziplinen wie Baumstammwerfen und Co. auf dem Programm stehen.
Doch auch dafür lässt sich die Antwort in der Geschichte von Schottland finden: Weil die Schotten sich den englischen Eroberern nicht widerstandslos unterwerfen wollten, kam es immer wieder zu Aufständen. In deren Folge untersagten die englischen Herren es den Schotten zeitweilig, Waffen zu tragen. Um dennoch trainieren zu können, fanden die Schotten andere Möglichkeiten, an ihrer Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer und Zielgenauigkeit zu arbeiten. Diverse Alltagsgegenstände finden seit jeher in den Highland Games Verwendung, darunter auch Steine, Holzstämme und Heugabeln.
Die traditionellen Disziplinen der Highland Games
Traditioneller Weise stehen so bei den Highland Games folgende Wettkämpfe auf dem Programm: die sogenannten „Heavy Events“, die Kraftübungen, zu denen Hammerwerfen (Throwing the Hammer), Baumstammüberschlag (Tossing the Caber), Kugelstoßen (Shot) und Tauziehen (Tug-o-war) zählen und die sogenannten „Light Events“, die Leichtathletikwettkämpfe (Running, Hill Race und Cycling) und die Tanz- und Dudelsackwettbewerbe. Insgesamt kommen so etwa 45 Disziplinen zusammen, in denen sich die Athleten im Laufe des Tages messen. Die wohl bekannteste Sportart der Highland Games ist Tossing the Caber, das Baumstammwerfen, das neben großer Kraft auch sehr viel Geschicklichkeit und Gleichgewichtssinn erfordert.
Es hat schon etwas faszinierendes, wenn man einen kräftigen Hochlandschotten im Kilt sieht, der einen 5 bis 6 Meter langen und bis zu 60 Kilogramm schweren Baumstamm auf den Händen balanciert und ihn dann mit einem lauten Schrei in die Luft wirft. Ziel dieser Disziplin ist es, den Baumstamm so zu werfen, dass er in der Luft eine 180 Grad-Drehung vollführt und dann mit dem ursprünglich oberen Ende auf dem Boden fällt. Hierbei kommt nicht Kraft allein zum Einsatz, denn auch die Ausführung wird bewertet: Nicht wer den Baumstamm möglichst weit wirft, bekommt die meisten Punkte, sondern nur wer den Stamm in möglichst gerade Linie um 180 Grad drehen kann. Liegt der Baumstamm am Ende schief, gibt es Punktabzüge.
Die Disziplin Putting the Stone ist kein ausschließlich klassischer Highland Games-Wettkampf, sondern findet sich auch in anderen Kulturkreisen wieder. In Deutschland kennt man sie als Kugelstoßen und nichts anderes passiert hier. Ähnlich verhält es sich mit Throwing the Hammer, dem Hammerwerfen. Seit 1900 ist dies sogar eine Olympische Disziplin. Darüber hinaus gibt es die beiden Varianten The Scottish Hammer (Gewichtsweitwurf) und Weight for Height (Gewichtshochwurf). Etwas ungewöhnlicher präsentieren sich die beiden Disziplinen Farmers Walk und Sheaf Toss. Der Farmers Walk ist ein traditioneller Langstreckenlauf mit Gewichten. Dabei muss der Athlet mit zwei Gewichten zu je 70 Kilogramm so weit wie möglich gehen. Beim Heusackwerfen, Sheaf Toss, wird ein 5 Kilogramm schwerer Heusack so weit bzw. so hoch wie möglich geworfen.
Die modernen Disziplinen der Highland Games
Zu den absoluten Publikumsmagneten bei den Highland Games zählt die moderne Disziplin Tug o War, das Seilziehen. Hier kommt es auf Stärke und Teamgeist an und die Fans beider Teams übertreffen ihre Athleten nicht selten in ihrem Engagement. Ebenfalls eine Erfindung der modernen Highland Games sind die Disziplinen Battle Axe Throw, das Axt-Zielwerfen, und die wunderschön schottische Disziplin Trossing the Wellie, das Gummistiefel-Weitwerfen, die einmal mehr zeigt, dass die Schotten sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Denn was läge bei diesem Wetter näher, als den täglichen Gebrauchsgegenstand, den Gummistiefel, in die Spiele zu involvieren?
Für Freunde der Ausdauersportarten gibt es bei den Highland Games dann das Hill Race, den Hindernislauf mit Wassergräben und Slalomstangen, und den Stammslalomlauf, einer Variante des Hill Race, die vom ganzen Team bewältigt wird. Teamgeist ist übrigens auch beim Bruchenball und beim Fass-Rollen gefragt. Beim Bruchenball versuchen beide Teams, einen 25 Kilogramm schweren Ball in die gegenerische Zone zu bringen und beim Fass-Rollen müssen je zwei Männer ein gefülltes Fass um einen Parcours rollen und dieses dann am Ende der Runde als Staffel an ihre Teamkollege weitergeben.
Zwischen den großen Wettkämpfen der Männer findet man vor allem beim Highland Dancing etwas fürs Auge. Wer von „Lord of the Dance“ beeindruckt war, wird am Highland Dancing seine Freude haben: Ob beim Highland Fling, beim Sword Dance, beim Seann Triubhas, beim Highland Reel oder beim Reel of Tulloch – die Tänzer begeistern mit einer rasanten Beinarbeit, eleganten Sprüngen und großer Anmut. Die wunderschönen Highland Dresses inklusive Kilt – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – schwingen dabei fröhlich im Takt der Musik. Schon beim Zuschauen ist es kaum möglich, die Füße stillzuhalten und nicht mitzuwippen und zu klatschen.
Ähnlich mitreißend sind die Pipe Band Contests. Dabei treten die Bands mit Dudelsack, Trommeln und Pauken gegeneinander an. Nicht die Musik allein entscheidet dabei, ob eine Gruppe gut oder schlecht ist, sondern auch die Performance und die Formationen spielen eine Rolle. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Dudelsackspielen härter ist, als es aussieht. Es braucht sehr viel Übung, bis man diesem klassisch schottischen Instrument überhaupt Töne entlocken kann, die man Zuhörern zumuten kann. Die Meisterleistungen, die einige dieser Bands auf dem Dudelsack vollbringen, spielen dann aber noch einmal auf einem ganz anderen Niveau.
Die Highland Games besuchen
Natürlich finden die Highland Games heute nicht mehr nur in Schottland statt. Auch in den USA und in Kanada, wo es große schottische Gemeinschaften gibt, kann man Varianten der Highland Games erleben. Sogar in Deutschland gibt es inzwischen eine Vielzahl von Veranstaltungen unter dem Namen Highland Games. Doch wer sie in ihrer Reinform erleben möchte, sollte zwischen Juni und September nach Schottland kommen.
Eine Liste der über 100 Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Scottish Highland Games Association (SHGA), die die Spiele koordiniert. Das jährliche Highlight sind dann die Highland Games in Braemar, die das Ende der Saison einleiten und unter der persönlichen Schirmherrschaft von Königin Elisabeth II. stehen. Sie finden in der Nähe des königlichen Sommersitzes in Balmoral Castle statt und werden traditionell auch von Mitgliedern der königlichen Familie besucht.
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