Dunnottar Castle
Dunnottar Castle thront auf einem isolierten Felsen an der Ostküste von Schottland. Unten tosen die Wellen gegen das uralte Gestein, das die Ruinen trägt. Fels und Gemäuer scheinen miteinander verwachsen zu sein, zutiefst verwurzelt und untrennbar verbunden. Dunnottar Castle ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig ist. Seit Menschengedenken – wenigstens aber seit der Zeit, als die Pikten Schottland bewohnten – war dieser Ort besiedelt.
Seine strategisch günstige Position auf den Klippen, die es nicht nur erlaubte, ankommende Schiffe schon Tage im Voraus zu erkennen, sondern auch die Burg zu verteidigen, machte das Castle zu einem nahezu idealen Standort.
Die Ruinen, die heute dort vom Wind umtost werden, stammen mehrheitlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Doch die Geschichte von Dunnottar Castle reicht viel weiter in die Vergangenheit zurück, da sind sich die Forscher einig. Und auch die Besucher, die ein Gespür für das Übersinnliche haben, sind sich sicher, dass hier etwas wohnt, das viel älter ist als 500 Jahre. Es heißt, der Geist einer piktischen „Green Lady“ würde diesen Ort heimsuchen. Vor allem in der Brauerei des Castles gab es immer wieder Sichtungen. Der Legende zufolge sucht sie nach ihren verlorenen Kindern. Gemeint ist das piktische Volk als Ganzes, das von seinem Glauben abkam, nachdem christliche Missionare im 5. Jahrhundert ins heutige Schottland kamen. Die Grüne Lady ist eine Erinnerung an die Naturreligion, die damals wohl auch in Dunnottar Castle praktiziert wurde.
Die Geschichte von Dunnottar Castle
Die ältesten Funde am Dunnottar Castle gehen auf das 5. Jahrhundert zurück. Es heißt, damals habe St. Ninian hier eine Kapelle gegründet. Mit großer Sicherheit war der Heilige Ninian einer dieser christlichen Missionare, die die Pikten von ihrem alten Glauben abbrachten. In den Annalen von Ulster taucht Dunnottar Castle zum Ende des 7. Jahrhunderts im Zuge einer Belagerung als „Dún Foither“ auf. Die Lage der Burg war zugleich Fluch und Segen, wie die Geschichte zeigen sollte. Immer wieder war das Castle Ziel von Angriffen. Nachdem der Piktenkönig Brude III. die Burg im 7. Jahrhundert angegriffen hatte, um seinen Einfluss an der Nordostküste auszuweiten, waren es im Jahr 900 die Wikinger, die zum Angriff bliesen. Damals versuchte Donald II., der erste offizielle König von Schottland, alles, um die Burg zu verteidigen, doch er starb und Dunnottar Castle fiel den Feinden in die Hände, die es vollständig zerstörten.
Doch ein so prachtvoller und günstiger Standort bleibt nicht lange ungenutzt. Schon aus dem 13. Jahrhundert wissen wir, dass es wieder eine Burg an dieser Stelle gab. William Wallace („Braveheart“) selbst soll sie 1297 von den Engländern zurückerobert haben und dabei eine besondere Grausamkeit an den Tag gelegt haben. Es heißt, Wallace habe 4.000 englische Soldaten in der Schlosskirche von Dunnottar Castle zusammengetrieben und diese dann anschließend in Brand gesetzt, sodass sie alle bei lebendigem Leibe verbrannten. Wie viel davon Wahrheit ist und wie viel Legende, lässt sich heute kaum sagen.
Doch dem Ruhm von William Wallace war diese Episode in jedem Fall zuträglich. Nicht zuletzt verschaffte sie auch Dunnottar Castle einen bedeutenden Platz in der Geschichte von Schottland – und das nicht zum letzten Mal. Maria Stuart, Queen of Scots, besuchte das Castle 1562 und rückte die Burg am östlichen Außenposten Schottlands in den Fokus der Geschichte und während des Englischen Bürgerkriegs wurde sie zum Stützpunkt der presbyterianischen Bewegung gegen die Anglikanische Kirche.
Dunnottar Castle und sein Platz in der Geschichte
Ein paar Monate lang war Dunnottar Castle außerdem das Versteck für die schottischen Kronjuwelen, die Krone, das Schwert und das Zepter, die heute im Palast von Edinburgh bestaunt werden können. Sie kamen im Jahr 1651 in Säcken voll Wolle versteckt hierher. Schottland war zu dieser Zeit von Cromwells Truppen besetzt, was es unmöglich machte, die Kronjuwelen nach der Krönung Karl II. im Scone Palace zurück nach Edinburgh zu bringen. Man entschied sich deshalb, sie vorübergehend in Dunnottar Castle unterzubringen.
Sir George Ogilvy of Barras und seine Frau, die mit der Verteidigung der Burg betraut waren, schützten die schottischen Königsinsignien mit allen Mitteln. Als Oliver Cromwell Dunnottar Castle im November 1651 belagerte, brachten sie die Kronjuwelen aus der Burg. Einer Legende zufolge sollen sie in Säcken voll Waren aus dem Castle geschmuggelt worden sein. In einer anderen heißt es, sie wären in einem Eimer voll Seetang zum Strand hinuntergelassen und dann in Sicherheit gebracht worden. Sechs Monate lang hielt Ogilvy der Belagerung anschließend noch stand, ehe er kapitulierte. Doch von den Kronjuwelen fanden die Engländer keine Spur mehr.
Auch ein letztes – sehr dunkles – Kapitel in der Geschichte von Dunnottar Castle soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Whig’s Vault. Während der Rebellion des Earls of Argyll, 1685, sollen 122 Männer und 45 Frauen in einem 50 m² großen Kellerraum des Castles eingesperrt worden sein. Sie waren Anhänger der oben schon erwähnten Covenanters-Bewegung und weigerten sich, den König, Heinrich VIII., als Souverän in geistigen Fragen anzuerkennen. Auf engstem Raum zusammengepfercht und ohne jede sanitäre Einrichtung vegetierten die knapp 170 Menschen bis zu zwei Monate in der Dunkelheit vor sich hin. Viele von ihnen starben, einigen wenigen gelang die Flucht. Alle anderen wurden nach New Jersey verschifft. Von all dem merkt man heute in Dunnottar Castle nichts mehr. Die Mauern liegen friedlich da. Nur wenn ein Sturm über dem Meer tost und dunkle Wolken über das Land schieben, erkennt man noch die alte Bedrohlichkeit dieser Burg, die heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Schottland gehört.
Weitere Sehenswürdigkeiten Dunnottar Castle
Die Ostküste von Schottland, an der Dunnottar Castle liegt, ist vor allem bei Naturfreunden und Wanderern beliebt. Wer den Küstenpfaden auf den Steilklippen folgt, kann ein Schottland kennenlernen, das nur wenig mit den wilden Highlands gemeinsam hat, aber deshalb nicht weniger romantisch und magisch ist. Die schroffen Klippen sind die Heimat vieler Tiere, darunter auch Puffins und anderer bemerkenswerter Seevögel. Vor den Felsen tummeln sich Seehunde und gelegentlich auch Delfine im Wasser. Der Coastal Path beginnt am Hafen von Stonehaven.
Wenn Sie der Ostküste mit dem Auto weiter in Richtung Norden folgen, kommen Sie nach Aberdeen, Fraserburgh und auch in das malerische Lossiemouth. Im Landesinneren erwartet Sie die Speyside, Schottlands wichtigste Whisky-Region. Hier können Sie zahlreiche Whisky-Destillerien besuchen und das schottische Wasser des Lebens verkosten. Südlich von Dunnottar Castle kommen Sie nach Arbroath, einem wichtigen Schauplatz der Geschichte von Schottland, nach Dundee und St. Andrews. All diese Orte haben ihre eigenen Geschichten zu erzählen und locken mit einem mystischen Flair, dem Schottland-Fans einfach nicht widerstehen können.
Dunnottar Castle liegt am Castle Trail, der Sie an den 17 schönsten Castles von Aberdeenshire vorbeiführt. Hier erfahren Sie alles über die viertägige Reise auf dem Castle Trail.
Anreise Dunnottar Castle
Dunnottar Castle liegt an der A90, die von Dundee nach Fraserburgh führt. Von Inverness aus kommend, folgen Sie der A96 nach Aberdeen und wechseln dann dort wiederum auf die A90. Eine Busverbindung zum Castle besteht über Stonehaven mit den Linien X7, 113 und M9. Die Linie X7 fährt von Aberdeen Union Square Bus Station direkt bis nach Dunnottar. Von der Bushaltestelle aus laufen Sie noch etwa eine viertel Stunde hinauf auf die Klippen, auf denen Dunnottar Castle thront.
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