„Very British“ - so kennt man Großbritannien
„Very British“ - was ist das eigentlich? Die Antwort ist relativ einfach: In England ist manches anders - eben typisch britisch. Vom sogenannten "alten Europa" haben sich die Engländer schon vor etlichen Generationen in einigen ihrer Lebensgewohnheiten komplett abgenabelt. Das beginnt damit, dass sie im Straßenverkehr auf der "falschen Seite" unterwegs sind. Dort fährt man mit seinem Automobil im Kreisverkehr nicht nach rechts sondern nach links, und da der verwirrte Nicht-Engländer auch noch auf der rechten Seite seines Mietwagens Platz nimmt, muss er sich notgedrungen damit anfreunden, dass er den Schalthebel links findet. Doch damit nicht genug: Jenseits des Ärmelkanals gibt es etliche Merk- und Denkwürdigkeiten. Aber auch das macht dieses Land und seine Insulaner so sympathisch.
Intimkenner der britischen Lebensart sind im übrigen der Auffassung, dass die Engländer jeden, der nicht ihre Sprache spricht und damit ihre Gewohnheiten nicht auf Anhieb toleriert, als eine Art "Ausländer" betrachten. Das mag historische Gründe haben, denn eigentlich sind sich die Briten auf ihrer schönen Insel in den Untiefen ihrer Seele selbst ein wenig fremd. Schließlich waren ihre Urahnen entweder Römer, Jüten, Sachsen, Angeln, Kelten oder Normannen. Und selbst im Londoner Buckingham Palace logieren royale Mitbürger, in deren Adern deutsches Blut fließt, weil die königlichen Hoheiten ursprünglich aus Sachsen, Coburg oder Gotha kamen.
Doch das allein kann nicht der Grund dafür sein, dass die kulturellen Eigenarten der Menschen in England ein wenig anders sind und dass das „Very British“ eine unverrückbare Basis ihres Lebens darstellt. So darf man getrost davon ausgehen, dass es der "normale" Engländer als Statussymbol betrachtet, wenn er zum Frühstück eine Tasse Tee mit einer feinen Mischung aus dem fernen Darjeeling zu sich nimmt. Nicht einfach so, sondern mit abgespreiztem kleinen Finger, weil dies seit jeher als das Indiz einer eleganten Note gilt.
Wer die sprichwörtliche britische Höflichkeit studieren möchte, der sollte sich am Londoner Trafalgar Square zu einer Bushaltestelle begeben. Hier stehen die Wartenden geordnet in einer Reihe. Kaum jemand mogelt sich nach vorn, und wenn das doch in Ausnahmesituationen passiert, dann garniert der Drängelnde sein Ansinnen mit einem dahingehauchten "Sorry". Man sollte dies als eine milde Form der Entschuldigung verstehen.
In den stimmungsvollen englischen Pubs kommen die Gäste häufig mit ihren Gastgebern ins Gespräch. Auch sogar an der Kasse im typischen ländlichen British Shop - und fast immer sind diese dann sehr aufgeschlossen - allerdings sollte man ein paar Themen mit der gebotenen Vorsicht angehen. In aller Regel hat man der Familie Ihrer Majestät mit einem distanzierten Respekt zu begegnen. Das ist noch immer „Very British“ und sollte beherzigt werden. Im übrigen halten es die Engländer nicht unbedingt mit der körperlichen Nähe. Zumindest nicht in aller Öffentlichkeit und schon gar nicht in der Atmosphäre eines Pubs. Also schüttelt man sich nur selten die Hände und vermeidet jene Umarmung, die in mediterranen Gegenden alltäglich ist. Ein schlichtes "Hallo" reicht, und auf die Frage "how do you do", erwartet niemand eine Antwort.
„Very British“ sind seit jeher die Telefonzellen in England. Sie sind rot, und dies seit dem Jahr 1926, als ein Architekt einen Ideenwettbewerb gewann. Seither betrachten die Untertanen "Ihrer Majestät" diese Telefonzellen als schützenswert und als nationales Kult-Objekt. Von ihnen gibt es zwischen Schottland und Dover um die 50.000.
Unter dem Schutz der meisten Engländer steht im übrigen alles, was mit der Royal Family im Zusammenhang zu bringen ist. Also ist es völlig verpönt, seine Ansichtskarte mit einer Briefmarke zu bekleben und die Queen dabei auf den Kopf zu stellen. Das grenzt sogar an Hochverrat. Und wenn der Engländer dann schon mal seinen Urlaub im warmen Süden verbringt und seine zumeist blasse Haut zu lange der Sonne aussetzt und dann die Farbe eines gesottenen Hummers annimmt, ist auch das ziemlich normal. Die Menschen auf der Insel behaupten von sich, dass sie unempfindlich gegen Kälte sind. Und wenn ihnen die Sonne dann einmal zu sehr zusetzt, dann ertragen sie das mit einem erstaunlichen Gleichmut. Auch das ist „Very British“.
Kaum eine Währung in Europa kann auf eine so lange Geschichte zurück blicken, wie Englands Pfund Sterling. Als am 15. Februar 1971 das englische Münzsystem revolutioniert wurde und man sich für das weltweit praktizierte Dezimalsystem entschied, gab es unter den konservativen Bewohnern Englands einen Aufschrei der Entrüstung. Der hat sich inzwischen gelegt - sehr zur Freude ausländischer Besucher. Denn nun ist die Umrechnung wesentlich einfacher.
Englands Nationalfahne heißt „Union Jack“, und diesen Namen verdankt sie der Vereinigung des Königreichs mit Schottland und Irland. "Union" bedeutet in der Übersetzung "Vereinigung" und als "Jack" verzeichnete man den Bug eines Schiffes. Also liegt die Verbindung zur Seefahrernation sehr nahe. Kein Engländer würde auf die Idee kommen, diese Fahne nicht zu ehren.
Und kaum ein Engländer würde aufbegehren, wenn er in den Pubs eine Glocke vernimmt und den Ruf "Last Order please". Denn um 23 Uhr ist allabendlich in den Kneipen Ihrer Majestät "Schicht", und die letzte Bestellung ist so gut wie amtlich. Das gilt natürlich auch für den hohen Norden der Insel und für jene Zeitgenossen, die dort im Schottenrock auf ihr letztes Bier des Tages warten.
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