Sir Francis Drake
In Exeter und Umgebung hört man immer wieder den Namen eines Mannes: Sir Francis Drake. Drake war einer der großen Söhne Devons, ein Mann von Welt, ein großer Seefahrer – und ein Pirat und Freibeuter, wie er im Buche steht. In die Geschichte von England ging er als Abenteurer und als der erste englische Weltumsegler ein, dessen Verdienste für die englische Seefahrt und den Aufbau der englischen Seemacht gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Doch Francis Drake (1540 – 1596) war ein Mann mit zwei Gesichtern. Er war der Seefahrt mit Herz, Leib und Seele verschrieben, ein Mann, der dafür geboren war, sich dem ständigen Kampf mit dem nassen Element zu stellen. Doch der Preis, den er dafür zu zahlen bereit war, trübt das Bild des Helden: Plünderung, Mord und Sklavenhandel. Nur zu leicht verfällt man jedoch dem romantischen Bild, das man in England heute vom „Piraten im Dienste der Königin“ zeichnet.
Für das Meer geboren: Sir Francis Drake
Erfahren Sie in Büchern und DVDs mehr über Sir Francis Drake:
- Abenteuerserie Sir Francis Drake - Der Pirat der Königin Vol. 1
- Abenteuerserie Sir Francis Drake - Der Pirat der Königin Vol. 2
- Spielfilm Die unglaubliche Reise des Sir Francis Drake
- Buch Pirat im Dienst der Queen: Berichte, Dokumente und Zeugnisse des Seehelden und seiner Zeitgenossen
- Roman Francis Drake von Corinne Henker
Im Jahre 1540 wurde Francis Drake in Crowndale geboren. Er wuchs mit 11 weiteren Geschwistern in einer protestantischen Bauernfamilie auf. Sein Leben wurde schon in früher Kindheit von Aufständen und Flucht geprägt und Francis musste, wie seine anderen Geschwister auch, schon in jungen Jahren für sein eigenes Auskommen sorgen.
Schon mit 13 Jahren ging der Sohn eines Bauern zum ersten Mal als Seemann an Bord eines Schiffes, damals als Schiffsjunge. Doch es dauerte aber nicht lange, da erklomm der kluge Junge die Karriereleiter und eroberte die Welt. Es hätte aber auch ganz anders kommen können, denn zunächst fuhr der spätere Sir Francis Drake lediglich auf einem Küstenhandelsschiff zwischen Plymouth und Frankreich hin und her – eine Aufgabe, die einen Abenteurer wie ihn kaum ausfüllen konnte. Drake war ehrgeizig, neu- und wissbegierig und lernte von seinem Kapitän und Ziehvater alles, was es über die nautische Navigation zu wissen gab.
Als der Kapitän starb, vermachte er dem vielversprechenden jungen Mann sein Schiff. Schon bald darauf gab Francis Drake aber den Handel auf und war aus Geldnot gezwungen, das Schiff zu verkaufen. Die Stelle als Zahlmeister auf dem Handelsschiff seines Cousins nahm er anschließend eher aus der Not heraus an, doch sie erlaubte ihm seine erste größere Seereise, ging es doch diesmal sogar bis an die Küsten Spaniens. Es dauerte nicht lange, da war klar, dass Francis Drake hier voll in seinem Element war. Auch was die Beutezüge anging, denn schon auf seiner ersten Überseefahrt auf die Kapverdischen Inseln machte er erste Erfahrungen als Freibeuter. Das war damals keineswegs ein solches Vergehen, wie man heute meinen würde. Im Gegenteil: Der spätere Sir Francis Drake und seine Kameraden kaperten die Schiffe sogar im ausdrücklichen Auftrag der englischen Krone, ihrer Majestät Königin Elizabeth I.
Die Karibik wurde das Jagdrevier von Drake und seinen Männern, die es auf portugiesische und spanische Schiffe abgesehen hatten. Aus heutiger Sicht ist es beinahe unbegreiflich, was damals hier geschah – und was das Objekt der Begierde aller Beteiligter war. Ziel der Fahrten war es nämlich, das spanische Monopol auf dem Sklavenmarkt zu unterlaufen. Die Spanier hatten in Übersee eine mächtige Kolonie gegründet und sie hungerten nach Sklaven, die die Arbeiten in dem neuen, riesigen Land für sie übernehmen konnten. Hier witterten die Engländer nicht nur eine Chance auf große Profite, sondern auch darauf, dem spanischen König, Philipp II. von Spanien, dem Erzfeind der Königin, eins auszuwischen.
Die Engländer brachten also im Rahmen des Atlantischen Dreieckshandels zwischen Europa, Afrika und Amerika Waren an die Westküste Afrikas, wo sie diese gegen schwarze Sklaven eintauschten, die sie wiederum in die Karibik brachten, um sie dort an die spanischen Siedler zu verkaufen. Hierbei zeigte der spätere Sir Francis Drake ein besonders großes Geschick. Was seinem Vorgänger misslungen war – die Sklaven gegen den Widerstand des Gouverneurs Miguel de Castellanos zu verkaufen – wurde unter der Führung von Drake ein voller Erfolg. In einem schlauen Schachzug täuschte er einen Angriff vor, der es den spanischen Beamten erlaubte, den Handel gewähren zu lassen, ohne dabei gegen das Handelsverbot der spanischen Krone zu verstoßen.
Sir Francis Drake – Pirat im Dienst der Königin
Seinen Ruf verdankte der später von Elizabeth I. zu Sir Francis Drake erklärte Pirat und Freibeuter aber nicht nur seinem Geschick beim Sklavenhandel, sondern vor allem seinen Erfolge bei Seegefechten und Beutezügen. Nach dem Angriff und der anschließenden Plünderung einer spanischen Frigata ließ er dort eine Notiz zurück, die er mit den Worten abschloss: „Ausgeführt von Engländern, die wohl gesinnt sind, falls ihnen kein Grund für das Gegenteil gegeben wird.
Falls uns ein Grund für das Gegenteil gegeben wird, werden wir eher Teufel als Menschen sein – gez. Francis Drake.“ Die Liste der Kaperungen und Beutezüge ist ebenso lang wie die Liste der Dinge, die er hatte erbeuten können. Kein Wunder, dass er unter den Spaniern bald als „El Draque“ bekannt war. Auch dem spanischen König drangen nun Geschichten und Legenden über den wilden englischen Piraten zu Ohren. In den kommenden Jahren sollte er den Namen hassen lernen, waren die Überfälle auf der Reise im Jahr 1571 doch erst der Anfang der englischen Piraterie in der Karibik gewesen. Sie sollte auf immer eng mit dem Namen Sir Francis Drake verbunden bleiben. Das ohnehin schon sehr angespannte Verhältnis zwischen Spanien und England drohte daran beinahe zu zerreißen.
In den kommenden Jahren also ließ allein der Klang des Namens Drake die spanischen Siedler in der Karibik erzittern. Er verbündete sich mit den Cimarrones, den entlaufenen schwarzen Sklaven, die vor Hass und Wut gegen die Spanier kochten. Die Begegnung mit ihnen führte bei Drake zu einem Umdenken. Es heißt, er habe einen höchst ausgeprägten Respekt vor Menschen anderer Hautfarbe oder Kultur empfunden – auch wenn dies natürlich nicht nach heutigen Maßstäben zu betrachten ist, denn Francis Drake blieb auch immer ein Kind seiner Zeit.
Die Zusammenarbeit mit den Cimarrones war jedoch eine empfindliche Spitze in der Haut der Spanier. 1573 kehrte Francis Drake nach England zurück und traf hier bald Vorbereitungen für eine Reise, deren eigentliches Ziel entweder der sagenumwobenen Südkontinent Terra Australis oder ein Angriff auf die spanischen Städte an der Westküste Süd- und Mittelamerikas sein sollte. Andere Quellen wollen wissen, dass der spätere Sir Francis Drake nach einer Nordwestpassage vom Pazifik aus suchen sollte. Das konnte bis heute nicht einwandfrei geklärt werden. Was man jedoch weiß, ist, dass aus dieser Mission versehentlich eine Weltumseglung wurde – die Zweite in der Geschichte der Seefahrt.
Die großen Verdienste des Sir Francis Drake
Francis Drake kaperte sich seinen Weg um die Welt und plünderte, was das Zeug hielt. Als Drake, vollbeladen mit spanischen Gold- und Silberschätzen, die Heimreise antreten wollte, entschied er sich mangels wirklicher Alternativen für die Suche nach der Nordwestpassage und landete schließlich an der amerikanischen Westküste, überquerte dann den Pazifik und gelangte über Java und das Kap der Guten Hoffnung nach 1.018 Tagen schließlich nach England. Dort wurde er von der Königin persönlich empfangen, die ihm zuflüsterte: „Francis Drake, Ihr seid ein Schurke, und um meiner Ehre willen muss ich mich von Euch lossagen.“
Den Ritterschlag ließ sie deshalb von einem französischen Gesandten ausführen. So erhielt Sir Francis Drake, ein Pirat, die Würdigung für seine Verdienste und seine Loyalität gegenüber der englischen Krone. Daraufhin geschah das beinahe undenkbare: Drake wurde sesshaft. Er kaufte Landsitze in der Gegend von Plymouth und wurde zu einem der größten Landbesitzer der Region. Das hielt ihn jedoch nicht von weiteren Kaperfahrten ab – und auch nicht davon, sich der spanischen Invasion entgegenzustellen, die Philipp II. von Spanien nach der Hinrichtung von Maria Stuart startete. Im Kampf gegen die spanische Armada bewährte sich Sir Francis Drake ein weiteres Mal. In der zehn Tage währenden Seeschlacht mussten die Spanier empfindliche Verluste einstecken und in der folgenden Gegenarmada (1589) strebte Drake nach der englischen Vormachtstellung auf den Weltmeeren. Er scheiterte jedoch dramatisch, was ihm den Verlust des Ansehens der Königin einbrachte.
Nachdem sich Sir Francis Drake einige Zeit mit einem Abgeordnetenposten im Parlament begnügt hatte, brach er 1595 zu einem letzten Beutezug gegen spanische Siedlungen in der Karibik auf. Er sollte nicht zurückkehren. Die Ruhr tötete ihn am 28. Januar 1596 an Bord der Defiance vor Puerto Bello. So, wie Sir Francis Drake als Seefahrer gelebt hatte, so starb er auch. Sein Leichnam wurde in einer Seebestattung dem Meer übergeben. Den Engländern wird er für immer als Abenteurer und bedeutender Seefahrer in Erinnerung bleiben, als Schurke, den sie dennoch lieben und verehren – genau, wie die Königin es getan hatte.
Lesen Sie mehr darüber in dem Buch Pirat im Dienst der Queen, in dem Berichte, Dokumente und Zeugnisse seiner Zeitgenossen gesammelt sind.
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22.03.2024
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03.03.2023
Emil aus 62nds
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