Englische Küche

Sergii Koval | Dreamstime.com

Englische Küche

Englische Küche

Das Sunday Roast ist ein Klassiker der englischen Küche.

Die englische Küche steht in dem Ruf vor allem eins zu sein: schwer, fettig und weitgehend geschmacksneutral. Lange Zeit konnte man glauben, dass hier alles gegessen wird – so lange es frittiert und mit Pommes Frites – den sogenannten „fries“ – serviert wird. In den Supermärkten suchte man zwischen endlosen Regalen mit Tiefkühl- und Mikrowellengerichten oft vergeblich nach frischen Zutaten und noch heute scheinen vor allem junge Engländer keine Ahnung zu haben, wie man überhaupt Gerichte ohne Mikrowelle zubereitet.

Andererseits schwören die Engländer auf ihre Klassiker: auf das traditionelle Sunday Roast mit Roastbeef, Yorkshire pudding, roast potatoes und Gemüse , auf das Sandwich, das 2012 seinen 250. Geburtstag feierte, auf Jacket potatoes, Backkartoffeln, die sich in allen erdenklichen Variationen ganz leicht und schnell zubereiten lassen, das klassische Englische Frühstück, das dem europäischen Magen schon am frühen Morgen einiges abverlangt, auf ihre Pasteten, pasties und pies. Gemeinsam mit Fish & Chips sind diese Gerichte bis heute aus der englischen Küche nicht wegzudenken. Sie finden sich auf jeder Speisekarte in jedem Pub, in jedem Restaurant, in jedem British Shop und auch auf jedem Familienspeiseplan.

Wie die englische Küche zu ihrem Ruf kam

In die englische Küche schnuppern - mit Jamie Oliver!

Der Ruf der englischen Küche war aber nicht immer so schlecht: Noch im 19. Jahrhundert stand die cuisine anglaise für eine besonders erlesene, exquisite Kochkunst, für guten Geschmack und eine hohe Esskultur. Als größte Kolonialmacht der Erde hatte England Zugang zu den exotischsten Zutaten, zu außergewöhnlichen Gewürzen und zur Kochkunst der kolonialisierten Länder.

Noch heute ist der Einfluss der Länder des Commonwealths – vor allem Chinas und Indiens – sehr deutlich zu spüren. Currys – vor allem das unvermeidliche Chicken tikka masala - sind inzwischen ein so fester Bestandteil der englischen Küche, wie es der Yorkshire Pudding oder sein weihnachtlicher Cousin, der Plumpudding, ist.

Der Niedergang der englischen Küche ging dann mit dem Ende des Kolonialzeitalters einher. Nach dem Ersten Weltkrieg konnten sich immer weniger Briten den Luxus von Hausangestellten leisten, die damals vorrangig für das Kochen zuständig waren. Die Köche in den hohen Häusern waren die Träger der englischen Kochkunst, die Experten für die erlesene cuisine anglaise. Als sie ihre Stellungen verloren, ging ihnen damit auch der Zugriff auf die Zutaten verloren.

Und so entstand eine Situation, von der sich die englische Küche bis heute noch nicht ganz erholt hat: Wer das Know-How hatte, hatte die Zutaten nicht und wer die Zutaten hatte, konnte nicht kochen. Das war das Ende der englischen Küche, wie sie im 19. Jahrhundert noch überall auf der Welt gepriesen wurde.

Beinahe 80 Jahre lang musste es sich die englische Küche gefallen lassen, als kaum genießbar verschrien zu sein. Lediglich das königliche Gurkensandwich und das Sunday Roast waren Überbleibsel der einstigen hohen Kochkunst, auch wenn sie inzwischen eine Trivialisierung ohne Gleichen erfahren haben. Das Sandwich ist noch heute ein fester Bestandteil der britischen Teekultur, die sich ebenfalls über die Jahre gerettet hat und vor allem in adligen Kreisen – und in solchen, die es gerne wären – eine Rolle spielt.

Das Sandwich und seine Geschichte...

Lesen Sie mehr über einzelne Spezialitäten der englischen Küche:

Das Sandwich ist heute der beliebteste Snack der englischen Küche, gehört zum traditionellen Picknick dazu und wird von den Briten mit großer Vorliebe auf Reisen verspeist. Benannt ist das Sandwich übrigens nach dem vierten Earl von Sandwich, John Montagu, der ein leidenschaftlicher Kartenspieler war und während eines über Stunden andauernden Cribbage-Spiels 1762 keine Zeit für einen Snack fand.

Der Legende nach bat er deshalb darum, sein Essen zwischen zwei Brotscheiben serviert zu bekommen, sodass er eine Hand zum Spielen frei hatte, während er mit der anderen Hand seinen Snack verspeiste. Als dann einer seiner Mitspieler ein „Brot wie Sandwich“ verlangte, war das Sandwich geboren.

Es ist der Vorläufer der schnellen Küche, von Burgern und Co., an denen man in England einfach nicht vorbei kommt und die man überall schnell auf die Hand nehmen kann. In Restaurants wird das Sandwich in der Regel mit ein bisschen Salat und Crisps als Beilage serviert. Crisps sind Kartoffelchips, die in der schnellen englischen Küche als gleichwertige Alternative zu Kartoffeln oder Kartoffelbrei angeboten werden. Die kleinen Chips-Tüten, die sich in jedem Imbiss finden, sind bei allen Altersgruppen gleichermaßen beliebt – und sind nicht zuletzt einer der Gründe dafür, warum die englische Küche als so überaus ungesund und fettig gilt.

Die neue englische Küche für Genießer

Jacket Potatoes sind Favoriten der englischen Küche: einfach und unkompliziert.

Damit ist jetzt jedoch langsam Schluss. Junge, innovative, kreative Köche – unter denen wohl Jamie Oliver der bekannteste ist – verleihen der englischen Küche ein neues Gesicht und helfen ihr so, sich endlich von ihrem schlechten Image zu lösen. Dabei verzichten die jungen Köche aber mitnichten auf die Klassiker, die sie in entschlackter, leichter Form neu interpretieren und so Lust aufs Schlemmen und Genießen machen. Tradition und Innovation stehen in der englischen Küche nebeneinander, ohne sich zu stören. Raffinierte neue Kreationen mit regionalen und saisonalen Zutaten bereichern die Speisekarten, die sonst eher ein überall im Land einheitliches Sammelsorium zumeist sehr fettiger Gerichte waren.

Die neue englische Küche ist leichter und gesünder - das gilt auch für Fish & Chips.

Hier erleben Sie die englische Küche von ihrer schönsten Seite, genießen vorzügliche Lammgerichte (z.B. mit Minzsauce, eine echte Delikatesse!), zartes Aberdeen-Angus-Rind, geräucherten Fisch aus dem Nordwesten von Schottland, köstliche Meeresfrüchte fangfrisch zubereitet und die mehr als 700 einheimische Käsesorten, von denen Stilton, Cheddar und Gloucester die bekanntesten sind. Selbst Fish & Chips ist nicht mehr fetttriefender und in Essig schwimmender Kabeljau, sondern köstlicher Schellfisch, fangfrische Scholle oder sogar Rochen oder Heilbutt, der mit einer knusprigen locker-leichten Backteig-Schicht umhüllt und mit erlesenem frischen Gemüse serviert wird.

Die Clotted Cream ist ein Hochgenuss der englischen Küche.

Und denkt man dann noch an die Desserts und süßen Köstlichkeiten, die die englische Küche zu bieten hat, läuft einem endgültig das Wasser im Mund zusammen: Scones mit Orangenmarmelade und Clotted Cream aus Cornwall zum Tea, Brownies, Fruit Cakes, Chocolate Fudge, Crumble und Cup Cakes lassen das Herz von Genießern höher schlagen.

Also geben Sie der englischen Küche eine Chance und lassen Sie sich von ihr überzeugen. Besonders gut eignen sich dafür die sogenannten Gastro-Pubs, ein Trend aus London. Die Gastro-Pubs vereinen moderne Pub-Kultur mit hoher Kochkunst und warten mit einer Speisekarte auf, die auch anspruchsvollen Feinschmeckern Ausrufe des Glücks entlocken. Natürlich können Sie auch zuhause selbst mit den Rezepten der englischen Küche experimentieren.

Anregungen dafür gibt es mehr als genug. So holen Sie sich ein bisschen Großbritannien nachhause und freuen sich schon jetzt auf Ihren nächsten England-Urlaub.

Erfahren Sie bei uns mehr über Weihnachtsbräuche in England.



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