Ein grüner Daumen - so gestaltet England seine Gärten
Gärten in England sind stets gepflegt, aufgeräumt und ordentlich. Diese Tatsache ist auf die Annahme zurückzuführen, dass Engländer bekannt für Ihren grünen Daumen sind. Allein der Garten der Royals, der Queen von England, gilt als allgemeines Heiligtum, es kursieren Theorien, dass der königliche Garten sein seit einem Malheur der Amerikaner nun für weitere Staatsbesuche tabu. Doch woher kommt diese Mentalität, dieses beschützerische Empfinden gegenüber einem Stück Grünland?
Ganz leicht: Engländer hegen und pflegen ihre Gärten mit den Augen eines Künstlers. Wie ein Gedicht werden Blumen gepflanzt, seltene und traditionelle, Baumpflänzchen und Büsche aller Art sprießen so weit das Auge reicht. Sogar bis in den Tod begleitet einen Engländer sein Garten.
Wo häufig nur steinharte Monumente errichtet werden, um den Toten zu gedenken, da legen englische Bürger gerne aufwändige Gärten und Grünflächen um ein Grab herum an. Ein Garten in England hat also nicht nur eine gestalterische Bedeutung, sondern verbindet auch auf emotionaler Ebene.
Falls auch Sie eine Neugestaltung Ihres eigenen Gartens planen, oder Sie sich einfach gerne neue Inspiration holen möchten, sollten Sie unbedingt weiterlesen. Denn im Folgenden stellen wir Ihnen fünf interessante Gartenideen vor, die auch englische Bürger und Bürgerinnen gerne in Ihren heiligen Grünflächen umsetzen.
Der Klassiker - formaler Garten
Ein klassischer Entwurf einer Gartengestaltung ist nicht nur in England, sondern mittlerweile europa- und weltweit der sogenannte Formale Garten. Wie der Name bereits ein wenig vorwegnimmt, handelt es sich bei einem Formalen Garten um eine genau geplante und nach strenge Richtlinie gestaltete Gartenarchitektur. Zu den wesentlichen Merkmalen dieser Gestaltungsform zählen klar definierte Bereiche, strenge Symmetrie und akkurate Schnitte.
Um Ihnen eine Vorstellung eines Formalen Gartens zu geben, denken Sie am Besten einfach an die perfekt gepflegten und akkurat angelegten Gärten der bekannten Schlösser und Paläste in England. Wie bereits erwähnt, ist der Garten der englischen Royals beinahe ein eigenes Reich für sich.
Nicht verwunderlich ist in diesen königlichen Prachtgärten auch der Ursprung der heutigen Formalen Gärten zu finden. Wenn Sie sich vorstellen können, einen Formalen Garten nach Vorbild der englischen Gartenkultur anzulegen, sollten Sie in der Mehrheit auf dicht wachsende Sträucher wie zu Beispiel Buchs setzen. Diese sind ideal dafür geeignet, perfekt sitzende Formen und Konturen zu schneiden. Weiterhin sind farbenprächtige, blühende Pflanzen wichtig, die unbedingt farblich aufeinander abgestimmt sein müssen, um den selben Eindruck eines royalen Garten englischer Art zu erwecken.
Wenn Sie dann noch einen kleinen Akzent setzen möchten, wäre ein kleiner Springbrunnen oder ein anderes Wasserspiel perfekt geeignet. Dieses sollte dann möglichst zentral und symmetrisch in den Formalen Garten integriert werden, um die volle Wirkung entfalten zu können - fertig ist Ihr königlicher Garten. Sieht doch gleich aus wie am englischen Königspalast, oder?
Familiengärten sind Gang und Gebe
Einen gänzlich anderen Ansatz in der Gartengestaltung verfolgt allgemein der Familiengarten. Auch hierbei ist der Name Programm. Denn ein Familiengarten soll die Wünsche und Anforderungen einer kompletten Familie abdecken und unbedingt praktisch und nutzbar sein. Ja sogar in England gilt bei einem Familiengarten der Grundsatz: Form follows Function!
Bei der Gestaltung eines Familiengartens sind ihrer Kreativität grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Denn erlaubt ist das, was Ihnen und ihrer Familie gefällt. In der Regel ist es aber sinnvoll, sich bereits im Vorfeld genaue Gedanken zur Gestaltung zu machen, damit vermieden wird, hinterher für einzelne Dinge vielleicht keinen Platz mehr zu haben und damit den Familienfrieden zu gefährden.
Nach englischem Vorbild bringt der Garten Ihre Familie zusammen - das Beisammensein im Garten ist also eine Hauptintention. Es empfiehlt sich daher, Pflanzen auszuwählen, die auch von Kindern gepflegt werden können, oder bei deren Aussetzung auch der Partner behilflich sein kann. So kommen Sie schon bei der Gartengestaltung zusammen, wie es die Familien in England tun. Für den typisch englischen Touch eigenen sich dann optisch gesehen Hortensien oder Mohnblumen.
Ein Naturgarten nach englischem Vorbild
Die ursprünglichste und vermeintlich einfachste Art der Gartengestaltung ist der Naturgarten. Hierbei handelt es sich um einen Garten, der weitgehend frei und natürlich wachsen und sich entwickeln darf. Vor allem in den ländlichen Regionen Englands bekommen Sie solche Naturgärten zu Gesicht.
Entgegen der landläufigen Meinung vieler ist ein Naturgarten jedoch nicht einfach nur "verwildert" oder "verwahrlost", sondern bedarf dennoch einer guten Pflege. Besonders die Engländer wissen, dass etwas natürliches nur gut aussehen kann, wenn man der Natur nicht die Hand überlasst. In diesem Sinne sind also auch Naturgärten in England - oft auf den ersten Blick gar nicht erkennbar - traditionelle Vorzeigeelemente der englischen Gartengestaltung.
Die Pflege eines Naturgartens ist in erster Hinsicht für die Engländer einfacher und weniger umfangreich, als bei anderen Gartenarten. Dennoch müssen auch Sie darauf achten, wenn Sie sich einen solchen englischen Traditionsgarten zulegen möchten, dass die einzelnen Pflanzen sich gegenseitig genug "Luft zum Atmen" lassen. Ansonsten sollten Sie den Garten weitgehend frei wachsen lassen und das Zurückschneiden und Umpflanzen auf ein Minimum reduzieren - denn ein zu hohes Maß an Pflegeroutinen ruiniert Ihren natürlichen Gartenstil.
Eine Idee weiter mit Nutzgärten
Ein in Europa mittlerweile leider beinahe vergessene Form der Gartengestaltung ist der sogenannte Nutzgarten. Ein Nutzgarten ist, wie der Name schon vermuten lässt, in erster Linie nicht für die Optik, sondern für den praktischen Nutzen ausgelegt. Dies bedeutet, dass in einem Nutzgarten in der Regel nicht die schönsten Blumen, sondern Pflanzen mit Nutzwert gepflanzt werden.
Dabei kann es sich um Kräuter, Obst und Gemüse handeln, oder im Idealfall direkt um alles zusammen. Bei einem Nutzgarten geht es nicht unbedingt darum, sich autark zu versorgen, jedoch sollte durchaus der Anspruch bestehen, das ein oder andere, leckere Lebensmittel zu ernten. Und was gibt es besseres, als eine Gurke oder eine Erdbeere aus dem eigenen Garten?
Gerade in England wird der Nutzgarten langsam aber sicher wieder zum Trend in der Gesellschaft. Da die Engländer häufig einen grünen Daumen besitzen, liegt es Ihnen im Blut, die nötige Zeit und die Mühe in den Garten zu stecken - dafür ernten Sie den Dank: frisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Mit Hochbeeten und Alltagshilfen ist diese Art der Gartengestaltung leicht zu bewältigen.
Doch was wäre England ohne ein paar Setzlinge, die Farbe ins Spiel bringen? Ordentlich, wie es die Engländer mögen, können Kombinationsformen aus Nutzgärten und anderen Gartenformen häufig vorkommen. Doch hier wird strikt zwischen Blumenranken und Gemüsebeet getrennt, was auch im Sinne der englischen Kultur das Pflanzenwachstum und die Qualität uneingeschränkt begünstigt - nehmen Sie sich hier also ein Beispiel!
Typisch englisch - der Cottage Garten
Hierzulande noch relativ unbekannt und dennoch eine wundervolle Kombination aus vielen anderen Gartenformen ist der in England durchaus übliche Cottage Garten. Dabei handelt es sich quasi um das Gegenstück der herrschaftlichen Parks der Schlösser und Landsitze in England. Ein Cottage Garten ist deutlich kleiner und durchaus auch ohne einen externen Gärtner zu unterhalten.
Die Möglichkeiten eines Cottage Gartens sind vielfältig und individuell. Wichtig ist jedoch, dass der Cottage Garten auch unterschiedlichen Bereichen besteht, die - wie bereits von Engländern gewohnt - klar voneinander abgegrenzt, aber mit kleinen Wegen verbunden sind. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Sitzgruppe für die Tea Time, ein Rosenbeet, eine kleine Blumenwiese oder auch um einen Teich handeln.
Die Bereiche dürfen gerne ein wenig bunter und "zusammengewürfelt" sein. Unterschiedliche Farben und Wuchshöhen bieten in jedem englischen Garten dem Auge die gewünschte Abwechslung und versprühen eine natürliche Gemütlichkeit. Auch bei der weiteren Gestaltung in Form kleiner Zäune, Mauern oder auch bei den Möbeln darf es gerne ein wenig unkonventionell sein.
Das Holz oder die Steine dürfen ein wenig älter und verwittert sein und auch die Möbel dürfen einen rustikalen Touch haben. Denn genau dieser Charme eines Gartens, in dem gelebt wird und der bereits vieles erlebt hat, macht einen echten englischen Cottage Garten auch bei Ihnen Zuhause erst zu diesem einzigartigen Erlebnis.
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