Leinen los! Schiff Ahoi
Jedes Jahr machen wir Männer, also Jürgen, Ralf, Rainer, Olaf und meine Wenigkeit, Frank, Urlaub. Ganz allein, ohne Frau, Kind und Kegel, verdrücken wir uns für eine Woche irgendwohin. In diesem Jahr planten wir eine Themsefahrt auf einem Hausboot durch Südengland. Vorteil dabei: Rainer hat den Bootsführerschein und so entschlossen wir uns, ein Hausboot zu mieten und gemütlich die Themse runter zu schippern.
Was wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht wussten, für die Themse und ein Hausboot braucht man gar keinen Bootsführerschein. Aber egal – wir hatten ja Rainer und waren damit auf der ganz sicheren Seite. Für Mai, nahmen wir also alle eine Woche Urlaub und buchten für den Zeitraum 09. – 15. Mai ein Hausboot. Wir entschieden uns für ein 6-Personenboot. Liegehafen unseres Hausbootes war Benson und von dort kann man entweder die Benson-Oxford-Henley-Strecke entlang schippern, oder man wählt gleich Benson-Reading-Henley-Marlow-Eton-Windsor und wieder zurück. Wir nahmen die zweite Route.
Wir waren tierisch auf unser Bötchen gespannt und wurden angenehm überrascht. Unser Hausboot bot jede Menge Platz für uns fünf Männer und dazu auch noch bequeme Ausstattung. Da das Boot 6 Schlafplätze zur Verfügung stellt, konnten wir Jürgen, unsere Schnarchnase, prima in einer Extrakabine unterbringen. Jede Kabine hatte ihre eigene Nasszelle und für die Männerabende an Bord gab’s einen geräumigen und komfortablen Salon. Ganz wichtig – der große Kühlschrank für viel Ale, wenn wir mal den Abend an Bord der „Crusader“ verbringen wollten! Bettwäsche, Handtücher etc. war alles an Bord, aber auf Anraten, hatten wir ein paar Handtücher extra mitgebracht – wäre bis auf die Geschirrhandtücher gar nicht notwendig gewesen.
Überraschend viel Platz auf dem Hausboot
Auch die Küche war bestens ausgestattet. Richtige Männer wie wir haben natürlich nicht so viel Gepäck dabei, aber ausgereicht hätten Schränke und Schubladen auch für unsere Frauen! Wir waren also von unserem Boot begeistert, hatten alles verstaut und machten uns endlich auf Tour, immer der Nase, respektive der Themse, nach.
Wir waren vom ersten Moment an begeistert. Unser Weg führte uns an idyllisch gelegene und wunderschöne typisch englische Dörfer, Kleinstädte und satt-grüne Uferlandschaften vorbei und am liebsten hätten wir schon wieder angelegt, bevor es richtig losging, nur um die Landschaft zu erkunden. In Wallingford machten wir es dann auch wahr und dockten an.
Wallingford ist ein freundliches, hübsches, historisches Städtchen. Ich konnte endlich mit meinen Literaturkenntnissen vor den Jungs prahlen, denn schließlich ist Wallingford lange Heimstadt von Agatha Christie gewesen. Aber die Literaturbanausen waren eher für einen Besuch der Wallingford Castle-Ruinen nahe der Brücke mit anschließender Einkehr in einen Pub um etwas zu essen. Den Pub fanden wir auch bald, und zwar eben an „The old Brigde“ gelegen, „The Boathouse“.
So hatten wir uns das vorgestellt! Urige Pubatmosphäre in der Nähe des Flusses, mit gutem Essen und günstigen Preisen. Eigentlich hätten wir noch viel länger in Wellingford bleiben wollen, aber Ralf trieb uns an und er hatte ja recht – unsere Fahrt hatte gerade begonnen und wir wollten schließlich noch mehr sehen.
Nach ca. 4 Stunden Wallingford lichteten wir die Anker und setzten unsere Reise fort. Wir passierten Moulsford und genossen den Anblick vom Wasser aus. Dafür legten wir dann in Goring an und beschlossen hier auch die erste Nacht zu verbringen. Goring ist ein richtiges kleines englisches Dorf, wie man es sich vorstellt. Vor der Anlegestelle von Goring lang aber noch die alte Schleuse. Die „Crusader“ mit Kapitän Rainer passierte die 1921 erbaute alt-ehrwürdige Schleuse nach nur wenigen Minuten. War natürlich für uns besonders interessant, wie „unser“ Hausboot innerhalb der alten Schleusenmauern auf die richtige Flusshöhe gebracht wurde.
Nicht weit hinter der Schleuse fanden wir dann einen Bootsanleger und gingen an Land. Goring ist nicht wirklich groß und außer der normannischen Kirche mit einer Glocke aus dem 13. Jahrhundert gibt es auch nicht wirklich große Sehenswürdigkeiten zu sehen. Aber wenn man wunderschöne südenglische Landschaft und die typische Atmosphäre englischer Dörfer und Kleinstädte erleben will, ist Goring genau der richtige Platz. Im Pup „Miller of Mansfield“ fanden wir dann bei einem guten Ale auch ganz leicht Kontakt zu den Einheimischen. Also wir können nur bestätigen: die Engländer sind gastfreundlich, trinkfest und haben jede Menge Humor! Jürgens und Olafs englisch war weit aus besser als das von uns restlichen Dreien, und so übersetzten sie für uns.
Gesellig unterwegs auf der Themse
Aber auch mit dem weniger guten Englisch von Rainer, Ralf und mir, mit Händen und Füssen, kann man sich bestens verständigen und unterhalten. Eigentlich hatten wir nicht wirklich Hunger, aber konnten trotzdem nicht widerstehen, im „Miller“ noch einen kleinen Imbiss zu nehmen. Bestens gelaunt kehrten wir erst spät abends an Bord des Hausbootes zurück und machten uns erstmal noch ein deftiges Abendessen in der gut ausgestatteten Kombüse. Am nächsten Morgen war ein wenig Kopfweh angesagt – welches von den 30? Gläsern Ale war da wohl schlecht gewesen?! Nein, nein…das Ale war erstklassig, es lag wohl eher an uns, die wir ja unbedingt mit den Einheimischen mithalten wollten. Wir frühstückten auf dem Hausboot und dann warf Rainer den Motor an.
Gegen 10.00 Uhr morgens setzten wir unsere Fahrt flussabwärts fort. Wirklich weit kamen wir nicht. Ich bestand darauf, in Pangbourne anzulegen – nur ganz kurz – für mich als Krimifan. Schließlich löste der brilliante Sherlock Holmes in Pangbourne einen Fall. Dass wir das Hausboot direkt am „Swan Inn“ ankern konnten, überzeugte die Jungs dann doch. War auch ganz gut. Denn in Pangbourne füllten wir auch gleich unsere am Vorabend doch ganz schön geplünderten Vorräte in einem Supermarkt auf und genossen noch einen Spaziergang zu den Pangbourne Wiesen.
Dann ging es weiter. Vorbei an Uferlandschaften, Dörfer und Kleinstädte passierten wir auch Reading. Vom Reiseführer war das Städtchen empfohlen, aber wir hatten, unserer Meinung nach, schon viel Zeit in Pangbourne „verloren“ und es zog uns doch nach Henley. Die Stadt wurde uns von einer Bekannten ans Herz gelegt und auch wenn wir Männer anfänglich einige Vorbehalte bezüglich der Reisetipps einer Frau hatten, (wir dachten an Kultur im Überfluss), beschlossen wir doch auf Rita zu hören und in der Stadt halt zu machen. Wir haben es wirklich nicht bereut! Auch Henley ist eine der Orte Südenglands, in denen man Historie pur atmet. Als wir durch die Strassen zum Marktzentrum schlenderten, fühlten wir uns alle fünf in die Zeiten Heinrich des IV. versetzt.
Die alten Steinbrücken, denkmalgeschützten Häuser und vor allem die St. Mary’s Church verströmen ein ganz eigenes Flair, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Wem wir uns natürlich auch nicht entziehen konnten, war die „Brakspears Brewery“. Seit 1779 genießen die Henley’er das hauseigene Ale, aber auch den Wein. Zu gegeben, für den Wein konnten wir uns nicht wirklich begeistern, aber das Ale der Bauerei war erstklassig. In einem kleinen Laden, der zur Brauerei gehört, kauften wir dann auch noch ein paar Flaschen der Köstlichkeit, um sie auch unseren Frauen daheim nicht vorzuenthalten.
Faszinierende englische Bauten
Nach Henley stand dann endlich Windsor / Eton auf unserem Programm. Zu Hause lachten wir ja erst noch, als unsere Frauen darauf bestanden, dass wir Windsor besuchen und unbedingt auch Andenken mitbringen sollten – aber als wir dann ankamen stockte uns doch der Atem. Wenn man diesen monumentalen Bau nicht einmal selbst und live gesehen hat, kann man gar nicht nachvollziehen, was für einen Anziehung das alte Castle auf die Menschen ausübt. Über 900 Jahre Geschichte in Stein haben auch uns beeindruckt und wir blieben nicht nur den restlichen, sondern auch noch den halben nächsten Tag an unserer Anlegestelle. Windsor – das Schloss, wie auch der Park, sollten auf keinen Reiseplan fehlen, wenn man eine Tour durch Südengland machen möchte – und Ehrenwort: wir lachen nie wieder über die Reiseempfehlungen unserer Frauen!
Nach Windsor traten wir die Rückreise an – unser Vorräte hatten wir bereits noch einmal in Henley aufgestockt – nein, nicht nur das Ale, tatsächlich auch was zu Essen. Wir legten auf der Rückreise dann noch in Marlowe an. Im „The Conquers“ ließen wir uns es noch einmal so richtig schmecken und nach einem Stadtrundgang deckten wir uns im „Pips“ gleich noch mit typisch englischen Sandwiches ein. Pünktlich liefen wir dann am Freitag wieder in Benson ein, mit vielen neuen Eindrücken, aber auch mit der Erkenntnis: so eine Hausboottour muss viel länger sein!
In manchen Städtchen oder auch Dörfern konnten wir gar nicht anlegen, weil es die Zeit nicht erlaubte. Ganz gegen unsere Gewohnheit werden wir also im nächsten Jahr noch einmal auf’s Hausboot ziehen, leider auch nur für eine Woche, dann aber schon mit etwas Ortskenntnis und viel Vorfreude!
Eure 5 Jungs aus Düsseldorf
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