Reiseziel: East Riding of Yorkshire
Die Wikinger haben ein reichhaltiges Erbe in Großbritannien hinterlassen. Die Betrachtung von Sprache und ihrer Herkunft erlaubt häufig informative Rückschlüsse auf Geschichte. So auch im Englischen bzw. Angelsächsischen, das außer von friesischen und germanischen Sprachen stark von der Besetzung durch die Wikinger hauptsächlich aus Dänemark und Norwegen im 9. Jahrhundert nachhaltig beeinflusst wurde.
Speziell der Osten und Nordosten Englands wurden lange Zeit von skandinavischer Kultur und damit auch sprachlich von den „Nordmännern“ geprägt.
Besonders intensiv war deren Einfluss in den Gebieten East Anglia, Mercia und Northumbria, die zusammen vom späten 9. bis zum frühen 11. Jahrhundert das Reich des sog. „Danelag“ („dänisches Recht“) bildeten. Auch das von dänischen Wikingern gegründete Königreich Jórvík auf dem Gebiet der späteren Grafschaft Yorkshire gehörte ab 875 gut 100 Jahre lang zu diesem Verbund. Die Prägung des Altenglischen durch das Altnordische wird zum Beispiel auch durch viele vermeintlich typisch englische Ortsnamenendungen wie etwa -ton, -by und -thorpe deutlich.
Das östlichste Drittel der traditionsreichen Grafschaft an der Nordseeküste
Wörter und Begriffe skandinavischen Ursprungs hinterließen dabei zwar nicht allzu viele Spuren in Werken altenglischer Dichtung, Poesie und Lyrik, dafür aber umso mehr in den Bereichen Politik und Verwaltung.
So stammt auch das Wort „Riding“ vom altenglischen Begriff „þriðing/þriding“ ab, welcher wiederum ein Lehnwort des altnordischen „þriðjungr“ für „ein Drittel“ bzw. „den dritten Teil“ ist. Der bis heute in vielen aktuellen oder ehemaligen Ländern des „Commonwealth“ gebräuchliche Begriff bezeichnet dabei zumeist Wahlkreise und/oder Verwaltungseinheiten.
In Yorkshire gab es die Ridings „North“, „West“ und „East“, welche wiederum in die kleineren Bereiche „Wapentakes“ aufgeteilt waren. 1888 wurden daraus Verwaltungsgrafschaften („administrative counties“), die aber durch die Reform der Verwaltungsgliederung in England („Local Government Act 1972“) schließlich im Jahr 1974 ihre administrative Funktion verloren. Die Gründung des lokalen Regierungsbezirks East Riding of Yorkshire im Jahr 1996 auf einer heutigen Fläche von knapp 2.500 km² umfasst dabei jedoch nicht das gesamte Gebiet des historischen Vorgängers, besteht aber auch aus Teilen des benachbarten West Riding.
Hull und Humber sind die bekanntesten geografischen Koordinaten der Gegend
Heute besitzt East Riding den Status einer sog. „Unitary Authority“, die man am besten mit den kreisfreien Städten oder Kommunalverbänden besonderer Art in der Bundesrepublik Deutschland vergleichen kann. Darüber ist das Gebiet samt seiner ca. 300 Städte und Gemeinden auch eins der insgesamt 48 „ceremonial counties“ (zeremonielle Grafschaften) in England, die teils auch „geographic counties“ (geografische Grafschaften) genannt werden und die als Gebietseinheit einem „Lord Lieutenant“ als Repräsentant des britischen Monarchen zugeordnet sind.
Hauptstadt und Verwaltungssitz der Region ist die Stadt Beverley zwischen Kingston upon Hull, Market Weighton und Hornsea mit aktuell gut 30.000 Einwohnern im Südosten der Region. Noch größer sind die offiziell nicht zur Region zählende und eigenständige Stadt Kingston upon Hull (260.000) an der Flussmündung Humber sowie Bridlington im Norden mit zurzeit gut 35.000 Einwohnern. Weitere größere Städte mit jeweils über 10.000 Einwohnern sind Goole, Cottingham, Hessle, Driffield und Elloughton-cum-Brough.
Ein grünes Wanderparadies mit sehenswerten historischen Kulturdenkmälern
Landschaftlich ist die Gegend in die flache Ebene der Humberhead Levels im Westen, den Hügeln der Yorkshire Wolds im Zentrum und die stark von Erosion durch die Gezeiten des Meeres betroffene Küstengegend Holderness im Osten unterteilt. Charakteristisch für die Humberhead Levels sind große Moorflächen und stehende Gewässer. Die großflächig für Ackerbau und Viehzucht genutzte Gegend ist bekannt für zahlreiche archäologische Ausgrabungsstätten aus der Stein-, Bronze- und Römerzeit.
Sehenswert sind die Grabhügel aus der Bronzezeit „Callis Wold“ bei Malton, die eisenzeitlichen „Danes Graves“ (Dänengräber) bei Kilham und Driffield sowie die gut erhaltenen und imposanten Mosaiken einer römischen Villa Rustica in der Gemeinde Rudston. Gut zu Fuß erkunden lässt sich das Gebiet auf dem 127 Kilometer langen Wanderweg „Wolds Way“ von Hessle bei Hull bis nach Filey. In der fast komplett aus Marschland bestehenden Küstenebene Holderness werden die Ferienorte Hornsea, Withernsea und Freeport sowie der als Ausflugsziel und Naherholungsgebiet beliebte, knapp 2 km² große See „Hornsea Mere“ gerne von Touristen besucht.
Von den steilen hohen Klippen den Blick über das weite Meer schweifen lassen
Wer seine Urlaubsdestination gerne wandernd erkundet, kann in der Region auch viele landschaftlich reizvolle Wanderwege nutzen. So etwa die Strecke „Beverley 20“ (23 Kilometer) von Beverley Minster über Skidby, North Ferriby und Walkington bis zur beeindruckend langen Humber Bridge, den „Chalkland Way“ (65 Kilometer) rund um Pocklington und den „High Hunsley Circuit“ (41 Kilometer) mit den Stationen Walkington, Skidby und Brantingham sowie South Cave und Bishop Burton.
Auf einer stillgelegten Bahnstrecke verläuft der „Hudson Way“ (16 Kilometer) von Market Weighton nach Beverley. Der „Minster Way“ (80 Kilometer) von Beverley nach York führt durch typisch grüne nordenglische Landschaften. Der „White Rose Way“ (167 Kilometer) von Leeds nach Scarborough kann auch gut in einzelnen Etappen absolviert werden, Gleiches gilt für den „Wilberforce Way“ (97 Kilometer) von Hull nach York. Ein schöner Aussichtspunkt ist der knapp 250 Meter hohe Garrowby Hill bei Pocklington. Häufig fotografiert werden die weißen Klippen und die beiden historischen Leuchttürme am Flamborough Head zwischen den Buchten Filey und Bridlington.
Altehrwürdige Bauwerke und Parkanlagen wie im Kino
Wie aus dem Bilderbuch präsentieren sich East Riding und England in den malerischen Parks und Gärten der Gegend. Freunden prachtvoller Vegetation können die üppig mit Wasserlilien bewachsenen Seen in den „Burnby Hall Gardens“ in Pocklington, die „Hull Botanical Gardens“ und „Queen's Gardens“ in Hull empfohlen werden. Kunstvoll mit feinen Schnitzereien versehene Bäume stehen rund um das imposante Anwesen „Sewerby Hall“ von 1714 bei Bridlington. Wie eine Kulisse aus einem Kostümfilm wirkt „Burton Agnes Hall“ aus dem frühen 17. Jahrhundert in Burton Agnes bei Driffield.
Ähnlich eindrucksvoll zeigt sich der nicht weit entfernte Landsitz „Sledmere House“ von 1751 bei Malton. Eine gute Adresse für Konzerte unter freiem Himmel im Sommer in England ist der „East Park“ an der Holderness Road in Hull. Majestätische Statuen von Queen Victoria und Prince Albert schmücken den „Pearson Park“ an der Beverley Road. Im „Pickering Park“ an der Hessle Road kann man auf einem großzügigen Feld Fußball spielen oder im Fischteich angeln.
Rund um die Städte und Dörfer verteilen sich Oasen der Ruhe im Grünen
Naturfreunde im Urlaub streifen gerne durch das Naturschutzgebiet „Barn Hill Meadows“ bei Howden. Ebenfalls wohltuend ruhig und grün sind die weitläufigen Naturreservate „Allerthorpe Common“ bei Pocklington, „Beckhead Plantation“ in der Nähe von Great Givendale sowie das Feuchtgebiet „Derwent Ings“ zwischen Sutton upon Derwent und Menthorpe. Ausgedehnte Spaziergänge erlauben auch das Gebiet „Rifle Butts Quarry“ in der Humberside, das von vielen Zugvögeln bevölkerte „Tophill Low“ bei Driffield und Watton sowie die „North Cave Wetlands“.
Vogelarten in großer Anzahl können auch an den steil aufragenden „Bempton Cliffs“ ganz im Nordosten des East Riding bewundert werden, im Besucherzentrum gibt es detaillierte Informationen zur Fauna der Gegend. Ausgiebig zu feiern verstehen die Einwohner von East Riding gleichermaßen vorzüglich. Empfehlenswerte regelmäßige Veranstaltungen mit Musik und großem Publikumsandrang sind beispielsweise das „Cottingham Springboard Festival“ im Mai sowie die „Beverley Town Fair“ und das „Beverley Folk Festival“ Mitte Juni.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Beverley Minster - es gibt viele Sehenswürdigkeiten im East Riding, wie zum Beispiel historische Bauten wie die Herrenhäuser von Burnby und Sewerby, das Herrenhaus sowie der Gutshof von Burton Agnes, die ehemalige Burg Skipsea sowie die Festung Fort Paull. Religiöse Stätten wie der Monolith von Rudston, das Beverley Minster, das Kloster Beverley sowie das Howden Minster können ganzjährig besichtigt werden.
Eine Sehenswürdigkeit ist ebenso die intakte Windmühle von Skidby, die beim Mahlen des Korns beobachtet werden kann. Naturfreunde zieht es auf die Halbinsel Spurn, zum Kliff von Bempton, zum Hornsea Mere (dem größten natürlichen Süßwassersee Yorkshires), zum Humberästuar sowie zu den Flüssen Hull, Aire, Trent und Don, welche teils über weite Strecken unter Schutz gestellt sind. Es gibt einige, heute touristisch erschlossenen Kanäle wie den Driffield Canal, den Leven Canal, den Market Weighton Canal und den Pocklington Canal.
Stamford Bridge war Schauplatz einer bedeutenden Schlacht, und der Yorkshire Wolds Way ist ein von Hessle bis Filey über die Yorkshire Wolds verlaufender Weitwanderweg, der zu den National Trails des Vereinigten Königreichs zählt.
Sport - Hull ist das regionale Zentrum für Sport auf nationaler Ebene. Der Fußballverein Hull City stieg 2008 nach einem Sieg über Bristol City in die Premier League auf. Bridlington Town spielt in der neuntklassigen Northern Counties East League Premier Division.
Mit Hull FC und den Hull Kingston Rovers gibt es zwei Rugby League spielende Rugbyvereine, die in der Super League vertreten sind. Der Rugby Union spielende Verein Bridlington Rugby Union Football Club trägt seine Heimspiele im Dukes Park aus. Der Eishockeyverein Hull Stingrays spielt in der Elite Ice Hockey League, der höchsten Spielklasse seiner Sportart. Pferderennsport wird auf der Rennbahn von Beverley sowie beim Kiplingcotes Derby, der ältesten Veranstaltung dieses Sports in England, praktiziert. Im East Riding existieren mehr als ein Dutzend Golfklubs, und der Royal Yorkshire Yacht Club hat seinen Sitz in Bridlington.
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